Der ich bin


Keine Wünsche sind mehr offen,

die mich sehnen lassen oder hoffen.


Kein Ort wohin ich will,

nur sein, da wo ich bin.


Nichts will ich werden oder sein,

suche nicht nach Trug und Schein.


Ich erhalte als Gewinn:

dass ich sein kann, der ich bin!







Zornes Raub


Wo bleibt das Wort, das Du gesprochen,
das tief in Dir verkrochen?
Das bewacht von Deinem Herzen,
umrahmt von Nebelkerzen?
Das Wort, das unter vielen ist verschüttet,
das aus dem Schlaf sei aufgerüttelt.
Wo bleibt das Wort, das gerne Du gesprochen,
das nach Verwesung schon gerochen?
Hat sich vor Dir versteckt, zurückgehalten;
selbst wenn Du es schreist, klingt es verhalten.
Wo ist das Wort, das Du nicht findest,
das Du vergessen hast zumindest?
Es ist abhanden Dir gekommen;
nie von Dir gesagt, nie von Dir vernommen.
Wo nur ist das Wort geblieben,
das Dein Zorn zerrieben?
Fortgeweht sein Staub,
war es Deines Zornes Raub!







König ohne Reich


Ich bin ein König ohne Reich,
bin arm geworden - nicht mehr reich.
Soldaten musst ich ziehen lassen,
denn leer geworden meine Kassen.
Die Krone hat ein Diener mir gestohlen,
denn ich konnte ihn nicht mehr entlohnen.
Leb' nun mitten unterm Volk,
ja, so hab' ich das gewollt.
Ich bin ein König ohne Reich,
denn mein Herz, es war zu weich!



Copyright: Raymond Hamm





Im Nachbarzimmer


Ich sitze hier und schau TV wie immer
und weiß, Du bist im Nachbarzimmer.
Und ich weiß, Du bist auch dort,
wenn mal gefallen ist ein böses Wort.
Und wenn ich brauche meine Ruh',
dann bringst Du Deine Zeit dort zu.
Bin ich auch oft allein für mich,
im Nachbarzimmer find ich Dich!
Und wenn ich fühl, die Einsamkeit wird schlimmer,
dann denk ich schnell: Du bist im Nachbarzimmer!
Bin gern allein, für wahr
und weiß dann doch: Du bist ganz nah!


© Raymond Hamm, 2015



Aufzug


Mit dem Aufzug geht es auf und ab,
und manches Mal verpasst' ich ihn nur knapp.
Da Andere die Richtung oft bestimmen,
konnt' ich manchem Stockwerk nicht entrinnen.
Menschen stiegen dort hinzu
und bedrängten mich im nu.
Und jeder, der den Aufzug nimmt,
dann das Stockwerk mit bestimmt.
Auf jedem Stockwerk nun der Aufzug hält,
bin nur einer unter Vielen auf der Welt.
Ich gehe ein da jede Wette:
Nur allein bestimmen, kann ich auf der Treppe!


© Raymond Hamm, 2014
P.S.
Sind wir nicht alle fremdbestimmt und voneinander abhängig? Wirklich frei ist nur der auf der Treppe!



Ein Schiff in dunkler Nacht


Der Tag ist in der Nacht versunken,
auch die Sterne nur schlaftrunken funkeln,
haben sich ergeben dieser Nacht,
alsbald ein Traum mich nimmt mit Macht.
Ich seh’ im Meer der Wellen Gischt
und wie der Sturm darum laut zischt.
Möwen segeln nimmermehr,
zu stürmisch geht es her.
Ein Schiff, dass abgekommen ist vom Kurs,
es muß durch viele schroffe Felsen durch.
So ähnlich waren früher die Gedichte,
und so ähnlich schrieben Goethe, Schiller und der Fichte.
Ja, es soll romantisch sein, ich weiß,


Ich find’s zum Kotzen! So ein Scheiß!


© Raymond Hamm, 2006



Des Wort Gewicht


So manches Wort, das wird geführt,
wird weit vom Ziele uns entführt.
Nicht gehört und nicht bedacht,
weil es keinen Sinn gemacht.
Gibt man wenig Worten einen Sinn,
zieht man eher schon daraus Gewinn.
Und wenn keine Worte man „verliert“,
man dann den Sinn oft erst kapiert.
Manches Mal, ganz ungewollt,
kommt es auf die Waage, die für Gold,
abzuwiegen, was man spricht,
um zu erkennen dann des Wort Gewicht!


© Raymond Hamm, 2014





Mein Star


Hab' schon oft um uns geweint,
denn wir sind noch nicht vereint.
Wir werden glücklich sein auf Erden
und alt zusammen werden.
Ich weiß, dass auch du mich liebst,
auch wenn du mich nicht immer siehst.
Möchte halten dich in meinen Armen,
damit sie heilen, meine Narben.
Werden sein bald Mann und Frau
und werde seh'n dich im TV.
Auch wenn du bist ein Kinostar,
sei meiner Liebe stets gewahr!
Doch Eines mußt du vor der Hochzeit wissen:
kann dich nur im Liegen küssen.
Hab's bis jetzt noch nicht erwähnt,
dass ab dem Hals bin ich gelähmt.
Glücklich werden wir für immer sein
und darauf trinken ab und zu 'nen Wein.
Werde zieh'n zu dir nach Hollywood,
zu verhindern, dass die Liebe geht kaputt.
Es macht dir doch bestimmt nichts aus,
dass wir niemals können gehen aus?
Ich habe dir schon tausend Mal geschrieben
und deinen Namen nachts geschrien.
Wann kommst du endlich zu mir, wann?
Ich warte hier auf dich, mein Mann!
Seit 15 Jahren lieg' ich hier in Gram,
ach bitte, bitte, schick mir doch ein Autogramm!


© Raymond Hamm, 2013