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Augenblicke


Hier lieg’ ich nun im Augenblick,
hab’ mit dem Aug’ den Tod erblickt.
Will den Tod weit von mir weisen,
und ahne doch, es geht auf Reisen.
Hab’ gewusst es geht nicht mehr,
und würd’ es schaffen nimmermehr.
Wie viele Blicke würden mir noch bleiben,
bevor ich müßte geh’n auf Reisen?
Ich glaube, ich beginn’ zu seh’n mit Klarheit,
dass nun gekommen ist die Stund der Wahrheit.
Wie kostbar doch ein Augenblick,
wenn mir der Tod ins Auge blickt.
Jetzt sehe ich im Augenblick:
Mein ganzes Leben war verrückt!
Immer dachte ich im Augenblick:
„In der Zukunft liegt mein Glück!“
Und in vielen ander’n Augenblicken,
tat die Vergangenheit entzücken.
Mein Leben nähert sich dem Ende,
nun, die Augenblicke geh’n zu Ende.
Ich dachte an die Stund’ der Wahrheit,
und wieder sehe ich mit Klarheit,
wie kostbar doch ein Augenblick,
wenn dir der Tod ins Auge blickt.
Seh’ wieder da im Augenblick,
wie man erreichen kann das Große Glück:
Genieße jeden Augenblick mit Klarheit,
bevor sie kommt… die Stund’ der Wahrheit!


© Raymond Hamm, 2005




Meine Bank


Ich sitze hier auf dieser Bank,
auf der die Ruhe ich jetzt fand.
Ich sitz ganz still und denk bei mir:
Warum sitz ich alleine hier?
Menschen seh' ich eilen, ohne Zeit,
deren Ziel ist noch so weit!
Sehe, wie sie schnaufend eilen,
keine Zeit um zu verweilen.
Das Treiben vor mir nimmt kein Ende,
ich schau ihm zu, gefaltet meine Hände.
Ich hab' mein Ziel schon fast vergessen,
so lang war ich gesessen.
Hab' hier gefunden meine Ruh'
und den Andern schaue ich nur zu!


© Raymond Hamm, 2014



Pfützen


Mein lieber Junge, nein,
tret in die Pfütze nicht hinein!
Mein lieber Junge, bist bald groß,
putz Dir doch die Zähne bloß!
Was ich wollte noch ergänzen:
Darfst nicht die Schule schwänzen!
Auch muß ich Dich jetzt rügen,
denn manchmal tust Du lügen.
Lieber Junge, hör doch her,
darfst Dich niemals legen quer!
Fünfzig Jahre sind seitdem vergangen,
sieh nur, was Du damit angefangen.
Es scheint, als wär Dein größtes Wohl,
auf der Straß’ zu trinken Alkohol.
Und weil auf dem Fuße folgt die Strafe,
hast Du gelebt dann auf der Straße.
Ich seh’ vom Himmel Dir jetzt zu,
kann einfach finden keine Ruh’
und wollte wieder Du wärst klein
und trittst in Pfützen nicht hinein.


© Raymond Hamm, 2010



Lindenstraße


Hier sitz ich nun in meinem Zimmer,
vor mir das TV-Geflimmer.
Lindenstraße, ach wie herrlich,
Mutter Beimer, hier! die kenn ich!
Streit mit Tränen – hasserfüllt -
ist jetzt wieder abgekühlt.
Liebe pur, auch mit Extase,
Mann, so heiß - ich fass’ mir an die Nase.
Grobheit, Kälte, Ehedramen,
nenne alles ruhig beim Namen.
Wie muß das Leben faszinierend sein,
oder ist das denn nur Schein?
Gibt es Liebe, Hass und Leidenschaft
Oder ist das alles nur TV-gemacht?
Gibt es Menschen mit Gefühlen wirklich,
oder trügt der Schein mich wirklich?
Ich hab’ den Fernseh’ ausgemacht
und hab’ ein wenig nachgedacht.
Da plötzlich konnt’ ich mich erinnern,
es war so wie im Fernsehflimmern:
Ein Mensch, der hatte mich geliebt,
nein, dass es so was wirklich gibt?
Mit Freuden wurd’ ich wieder munter,
und schluckte all den Schmerz hinunter.
Meine Mutter, die war es gewesen,
Gott hab’ sie lieb, das holde Wesen.
Sie hat’ mich in mein Bett gelegt
und mir von meinem Vater dann erzählt.
wie er mich auf den Arm genommen,
kurz bevor er umgekommen.
Immer war sie gut gewesen
und mir abends dann noch vorgelesen.
Liebe war es, die ich damals spürte,
und die mich heute noch berührte.
Vorbei ist jetzt das Kindesalter,
befinde mich im Mannesalter.
Und all die Leute um mich her,
machen mir das Leben schwer.
Meine Frau, sie ließ sich scheiden,
nahm meine Kinder mit, die beiden.
Das Haus, das wir bauten Gott sei Dank,
es gehört jetzt meiner Bank.
Aber manchmal fühle ich mich wohl,
immer wenn ich trinke Alkohol.
Ingenieur, das war ich mal gewesen,
heute schwing’ ich in der Stadt den Besen.
Habe keine Freunde mehr,
denn mein Gehalt gibt das nicht her.
Freund war ich von vielen mal gewesen,
aber nicht mehr seit ich schwing’ den Besen!
Niemand nimmt sich Zeit für mich,
deshalb, Lindenstraße, lieb’ ich dich!
Hier kann ich sehen die Gefühle,
so wie ich als Kind mal fühlte.
Fernseh’n , das ist alles was ich habe,
weil ich keine Freunde habe.
Menschen, hört, ich hasse Euch!
Brauche niemanden von Euch!
Der Einzige, der mich versteht,
ist das Ding, das vor mir steht.
Hatte ich mal großen Kummer,
drück’ ich halt `ne lust’ge Nummer.
Und manchmal singen wir gemeinsam,
deshalb bin ich auch nie einsam.
Und wenn im Bett bei 30 Grad im Sommer,
mir dann kalt ist, und hab’ Kummer,
lasse ich den Kasten einfach laufen
und tu mich dann besaufen.
Nein, ich brauche keine Menschenseele,
die nur quälen meine Seele.
Doch ruhig jetzt, aufgepasst in höchstem Maße!
Jetzt kommt sie, die Lindenstraße!


© Raymond Hamm, 2006



Kaltes Herz


Mein Haus ist groß, mit vielen Zimmern
und ist schön geschmückt in seinem Innern.
Mein Auto schnell, mit viel PS,
hat viel gekostet, als ich kaufte es.
Meine Bodyguards sind immer mit dabei,
auch wenn die Zeit oft knapp ist auf Hawaii.
In jedem Opernhaus hab ich gemietet eine Loge
denn das Geld in meiner Tasche sitzt mir lose.
Doch mein kaltes Herz wird niemals warm
und ich denke oft, wie bin ich arm!


© Raymond Hamm, 2015



Zeit gewinnen


Zeit gewinnen ist mein Ziel,
denn im Kalender steht gar viel.
Morgens Müller treffen,
abends dann mit Schulze essen.
Am Samstag Tennis spielen um halb vier
und morgen Anna dann bei mir.
So geht es weiter jeden Tag,
wann kann ich Yoga machen? Sag!
Hab' ausgeklügelt ein System,
werd' zwei Stunden früher auf jetzt steh'n.
Auch das Yoga somit ist gelungen,
doch ich pfeif jetzt aus den Lungen!
Kann zwar machen, was ich muß,
doch ist das alles kein Genuß.
Warum nur hab' ich keine Zeit?
Bin zu Allem doch bereit!
Weil das, was wirklich zählt,
hab' ich nicht ausgewählt!


© Raymond Hamm, 2014



Töne


Schöner alle Töne klingen,
wenn Frau und Mann in Einklang singen.
Gibt es zwischen Ihnen eine Diskrepanz,
hört man klar heraus die Dissonanz.
Und grässlich dann die Töne klingen,
wenn laut man hört die Stimmen.
Immer klingt es dann wie eine Symphonie,
wenn zwischen beiden herrscht die Harmonie.
Wenn einen Paukenschlag man hört,
der andere ist meistens dann empört.
Ganz traurig wird jedoch die Stimme klingen,
wenn der andere hört die Englein singen,
er hört dann auch der Englein Harfe,
denn der Tod war dann für ihn die Strafe.
Doch her jedoch mit der Trompete und Posaune,
denn jetzt hab’ ich gute Laune,
will sagen meiner Frau mit viel Musik:
„Ich hab’ Dich lieb!“


© Raymond Hamm, 2010



Der Liebe Mörder


Angehörig bin ich dem Patient,
dessen Schicksal unter meinen Nägeln brennt.
Viel mehr leide ich, als der Patient,
der nur seinen eignen Körper kennt.
Bei mir, als Mensch mit Empathie,
endet eignes Leiden nie.
Schlimmer als des Körpers Hiebe,
ist ein Angriff auf die Liebe.
Für den Patient ist irgendwann der Tod das Ende,
wann jedoch nimmt die Erinnerung ein Ende?
Der Tod trifft mich viel härter,
denn er ist der Liebe Mörder!


© Raymond Hamm, 2017



Die Berechnung


Raketen schlugen ein in meinem Hofe,
hier sie war, die Katastrophe!
Wir hatten alles auf dem Abwehrschirm,
hatten mehr als andere im Hirn.
Hochgerüstet bis zu unsern Zähnen,
konnten wir in Sicherheit uns wähnen.
Irgendwas war falsch an der Berechnung
und müssen zahlen nun die Rechnung.
Verseucht, vor allem atomar,
stellt sich diese Welt nun dar.
Wir hatten mehr gehabt im Hirn
und einen Abwehrschirm!
Wir alle zahlen nun die Rechnung,
was war nur falsch an der Berechnung?


© Raymond Hamm, 2017



Wer bestimmt


Wer, der über mich bestimmt?
Der meine Rechte, der mein Leben nimmt?
Alle, die mit Muskeln und mit Waffen,
Tod und Unrecht schaffen!
Auf der andern Seite, für mich opportun,
schafft still und leise der Konsum.
Nicht zu vergessen die Hormone,
denn ich kann nicht leben ohne.
Ansonsten, der bestimmt,
der im Sturm mein Herz gewinnt.



Heidelberg


Niemals Emotionen ich verberg,
wenn ich denk an Heidelberg.
Kopfsteinpflaster, enge Gassen,
Menschen dort von allen Rassen.
Stuben auch für Kaffee und für Kuchen;
man muss nicht lange danach suchen.
Es gibt auch Bars und Restaurants
oder Banken, die verkaufen Fonds.
Memories of Heidelberg -
ich denk ans Schloß am Berg.
Meine erste Liebe ich dort fand,
sie verlief auf den Bermudas dann im Sand.
Hotels und auch Theater ...
… schnell fließt das Blut durch meine Ader.
Memories of Heidelberg ...
Erinnerungen sind am Werk!


© Raymond Hamm, 2016